Montag, 13. September 2010

Alpencross 2010 - 5. Etappe : Malé - Ponte Arche : Wasserdicht

Startzeit:9:29 Uhr
Ankunftszeit:19:15 Uhr
Fahrzeit:5 h 53 min
Distanz:64,0 km
Überwundene Höhe:1886 hm

Als wie jeden Morgen der Wecker klingelt, kann ich gar nicht glauben, dass es schon halb acht ist. Es ist gar nicht richtig hell. Die Berge rund um Malé sind von dunklen Wolken verhangen, aus denen es ordentlich schüttet. Über Nacht hat sich das Wetter um 180° gedreht. Dazu macht sich heute noch mehr die Erschöpfung aus den Anstrengungen der letzten Tage bemerkbar, so dass wir heute Morgen nicht unbedingt vor Begeisterung sprühen.

Aufbruch in Malé
Wir haben auch ernsthaft über einen Ruhetag nachgedacht. Aber weder die Stadt, noch das Hotel können mit unseren vorangegangenen Stationen mithalten. Also brechen wir auch unter diesen Umständen auf, und als wir starten, hat sogar der Regen erst einmal aufgehört.

Das Val di Sole ist durchzogen von vielerlei Wanderwegen. Und so dauert es auch ein paar Kilometer bis wir kurz hinter Dimaro auf den rechten Weg kommen. Wir müssen etliche Male anhalten und uns auf der Karte orientieren. Dadurch haben wir schon ein bisschen Zeit verloren. Als wir aber auf dem richtigen Weg nach Madonna di Campiglio sind ist alles bestens ausgeschildert.

Hinauf nach Madonna di Campiglio
Der Aufstieg heute ist eher Kampf als Genuss. Es ist kühl, die Sicht ist schlecht und wir sind beide ganz schön kaputt. Der Weg ist auch relativ anspruchsvoll. Stellenweise geht es über mehrere hundert Meter mit 14-15 % Steigung hinauf.

Erste Station ist heute die Malga di Mondifra, wo wir gegen halb eins Mittag machen. Dort treffen wir auch zwei Jungs, die wir heut Morgen schon im Hotel gesehen haben. Natürlich haben sie das gleiche Ziel wie wir, wollen aber eine andere Strecke fahren. Nach dem Essen -Schweinegulasch mit so 'ner Art Kartoffelgrießbrei, gut aber mit 17 € ziemlich teuer- wünschen wir uns gegenseitig gute Fahrt und verlieren uns wieder aus den Augen. Beste Grüße von hier aus, vielleicht sehen wir uns in Riva!

Absolut Wasserdicht

Inzwischen hat es wieder heftig angefangen zu regnen. Und heftiger Regen in den Bergen bedeutet wirklich viel Wasser aus den Wolken! Damit ist es auch an der Zeit, dass wir unsere komplette Regenausrüstung anlegen: Regenjacke, Regenhose, Schuhüberzieher, Rucksackabdeckung. Und so können wir dem Regen auch was Positives abgewinnen: Diese Dinge haben wir nun immerhin nicht umsonst gekauft und über die Berge geschleppt. In strömendem Regen geht es von der Malga Mondifra nach Madonna di Campiglio. Ich bin ehrlich begeistert von den Regensachen. Da kommt kein Tropfen durch, wir sind absolut wasserdicht. Da hat sich "Montane - Made in Great Britain" echt ausgezahlt.

Die Abfahrt ist eigentlich eine schöne Abfahrt zum Heizen. Allerdings können wir sie gar nicht richtig genießen, weil wir den richtigen Abzweig ins Val d'Agola erwischen müssen. Prompt fahren wir tatsächlich zu weit, was nicht wegen der Entfernung dramatisch ist, sondern wegen der Höhe. 200 hm haben wir bestimmt eingebüßt, die wir nun auf dieser ohnehin schweren Etappe wieder herausfahren müssen.

Blick auf die Brenta...

... am Lago d'Agola

Gegen drei beginnen wir mit dem zweiten Anstieg am heutigen Tag. Wir müssen von 1100 m über den 1840 m hoch gelegenen Passo Bregn da l'Ors. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir nach 5 1/2 Stunden erst ungefähr die Hälfte der Etappe geschafft. Jetzt glaube ich nicht mehr, dass wir heute Abend noch wie geplant in Lomaso ankommen. Zum Glück hat der Regen aufgehört und in der Ferne kann man sogar wieder Stückchen vom blauen Himmel erkennen.

Verdammt steil
Der Weg im Val d'Agola ist noch kerniger als der erste. Bei über 20 % Steigung hilft auch die kleinste Übersetzung nichts mehr und wir müssen immer wieder kurze Stückchen schieben. Später nach dem Lago d'Agolo wird der Weg zum steinigen Pfad. Am letzten Wegweiser vor dem müssen wir nochmal schlucken: 190 hm in 900 m, da wird auch das Schieben anstrengend.


Letzter Anstieg geschafft
Aber als wir diese 190 hm überwunden haben, ist es geschafft. Das war der letzte große Anstieg dieser Tour! Und an dem was sich hinter dem Pass auftut, kann ich mich gar nicht sattsehen. Die Dolomiten in ihrer ganzen Schönheit! Eine grandiose Aussicht ins Tal. Unsere Stimmung hellt sich jetzt spürbar auf. Vor uns liegen noch 25 Kilometer, aber jetzt geht es nur noch hinunter. 1400 Höhenmeter jagen wir am Stück ins Tal. 25 Kilometer praktisch ohne eine einzige Kurbelumdrehung. Wahnsinn!

Kurz vor Schluss erreichen wir Stenico, wo wir unbedingt nochmal anhalten müssen. Die Berglandschaft dort ist gigantisch! Die Straße auf der wir fahren, führt in halber Höhe durch eine riesige Felsschlucht. Links neben uns ragen die Felsen hunderte Meter senkrecht in die Höhe, rechts hunderte Meter senkrecht in die Tiefe. Auf der anderen Seite in vielleicht 500 m Entfernung ebenfalls senkrechte Felsen, im Grund der Schlucht schlängelt sich eine Straße mit winzigen Autos an der Felswand neben einem türkisfarbenen See entlang. Dazu das Licht der Sonne, die gerade hinter den Bergen verschwindet. Dieser Ort ist faszinierend schön...

Fiume Sarca in der untergehenden Sonne

Von Stenico aus fahren wir dann noch rasend schnell die 200 hm hinunter nach Ponte Arche. Lomaso ist jetzt nur noch 2 Kilometer entfernt. Aber weil uns in Ponte Arche ein Hotel nach dem anderen begrüßt und wir nicht wissen, was uns in Lomaso erwartet, heben wir uns die zwei Kilometer für morgen auf.

Sauna gibt es heute nicht, dafür aber wieder die obligatorische Pizza. Mein Italienisch wird auch besser: Due birre e uno tartufo nero. La dolce vita italiana!

Am heutigen Tag waren wir bisher am längsten unterwegs. Dafür haben wir gefühlt unsere Transalp jetzt hinter uns. Morgen kommt dann noch die kurze Triumph-Etappe, die wir nochmal in aller Ruhe genießen wollen. Das Wetter soll auch gut werden. Riva del Garda, wir kommen!


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