Sonntag, 12. September 2010

Alpencross 2010 - 4. Etappe : St. Pankraz - Malé: Die Asphalt-Alpinisten

Startzeit:9:19 Uhr
Ankunftszeit:17:15 Uhr
Fahrzeit:4 h 48 min
Distanz:63,8 km
Überwundene Höhe:1672 hm


Um acht gibt es Frühstück im Hotel "Zur Post" in St. Pankraz, so dass wir -nun schon traditionell- zwanzig Minuten nach neun starten. Das Wetter ist wieder ein Traum: tiefblauer Himmel, angenehm warm, herrliches Bergwetter.

Der Zoggler Stausee im oberen Ultental

Unsere Etappe führt uns heute wieder erstmal straff bergauf. Auf der Ultentalstraße geht von 800 m in St. Pankraz auf 1150 m zum Zoggler Stausee in St. Walburg. Nach dem Stausee geht es einen Forstweg hinauf zur Spitzenalm auf 1850 m. Mit kurzen Pausen alle 250 hm kommen wir gut voran, so dass wir halb eins ein üppiges Käseomelett auf der Alm verspeisen können.

Idylle auf der Spitzneralm
Auf der Alm genießen wir ein fantastisches Panorama auf das Etschtal. Ganz dort unten sind wir gestern noch gewesen, und heute sind wir 1500 m höher und 30 Kilometer näher am Gardasee. Ein netter Einheimischer, mit dem wir während unserer Pause ins Gespräch kommen, erzählt uns einiges über die Gengend. Vor allen Dingen kann er uns tatsächlich die Namen aller umliegenden Gipfel ansagen. Gemerkt haben wir sie uns leider nicht. Auch ein paar Wanderer aus Deutschland interessieren sich für das, was wir tun, und bekunden großen Respekt.

Blick ins 30 km entfernte Etschtal

Von der Spitzner-Alm führt ein Trail zur nächsten Station, der Gampenalm. Für etwas erfahrenere Mountainbiker bestimmt was Feines. Neben dem schmalen Weg geht es allerdings steil nach unten und wir befürchten, beim kleinsten Anfängerfehler in die Tiefe zu stürzen. Also sind wir hier mal wieder ein Stück zu Fuß unterwegs, fluchen vor uns hin, wenn die Pedale beim Schieben gegen die Waden schlagen oder wenn sich in einem Steilstück der Sattel im Rucksack verfängt. Zu fortgeschrittener Stunde wünschen wir uns heimlich unsere Mountainbike-Autobahn von gestern zurück.


Damit ging auch einiges an Zeit verloren. Auf der Gampenalm ist es schon halb drei und wir haben noch 40 km vor uns. Darunter sind auch einige, die mit 400 hm zum Brezner Joch hinaufgehen. Im Verlaufe des Tages macht sich auch mehr und mehr mein rechtes Knie bemerkbar, das anscheinend erste Verschleißerscheinungen aus den letzten Tagen aufweist. Auch bei Jens ist eine gewisse Erschöpfung nicht von der Hand zu weisen. Angesichts dieser Umstände und der fortgeschrittenen Zeit müssen wir das erste Mal befürchten, dass wir das Etappenziel in Malé nicht schaffen. Nochmal 400 hm bis zum Brezner Joch, was realistischerweise anderthalb bis zwei Stunden bedeutet, sind heute nicht mehr drin. Ein neuer Plan muss her.

Wir studieren nochmal intensiv unsere Karten und finden zum Glück auch einen Weg, auf dem wir den Pass umgehen können. Von der Gampenalm fahren wir auf einem Forstweg zur Straße hinunter und sind von da an für heute die Asphalt-Alpinisten. Auf der Straße Richtung Revo, Malé müssen wir noch einige schmerzhafte Höhenmeter kurbeln. Darunter zwanzig Minuten durch einen dunklen, maroden, elend langen Tunnel. Ziemlich unheimlich und beängstigend, wenn im Dunkeln italienische LKWs herandröhnen.

Als das überstanden ist, können wir nochmal die Beine baumeln lassen. Mit bis zu 70 Sachen heizen wir hinunter nach Revo und halten noch mal an, als sich uns ein fantastischer Ausblick auf das Val di Sole und den Lago di Santa Guistina bietet.

Traumhafte Landschaften...

Dank unserer Abkürzung sind wir inzwischen auch wieder zuversichtlich, dass wir wie geplant in Malé übernachten werden. Trotzdem sind die letzten 15 Kilometer nicht einfach. Es geht nochmal 200 m nach oben und auf der Staatsstraße nervt endloser Verkehr. Mir tut das Knie immernoch weh und Jens, der sonst eigentlich der Pacemaker ist, trampelt auch müde hinter mir her.

Nach 63 Kilometern kommen wir dann gegen 17.15 Uhr in Malé an. Die Begeisterung für die Stadt hält sich in Grenzen. Offenbar sind wir von der südtiroler Idylle doch etwas verwöhnt. Immerhin finden wir wieder ein Hotel mit Sauna -das Hotel Liberty- und nach einigem Suchen und Fragen eine Pizzeria, in der wir ein gutes Bier bekommen und gut satt werden.

Die Etappe heute ist für uns beide mit Abstand die schwerste gewesen, obwohl sie von Kilometer- und Höhenmeterumfang eher niedriger war. Anscheinend zeigen sich jetzt nach vier Tagen die Ermüdungserscheinungen. Nichtsdestotrotz wollen wir morgen unsere letzte "richtige" Etappe angehen. Und dann sind wir ja schon fast in Riva...


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